…ein Freitag Morgen im Stray-Bus eroeffnete diese Etappe und nach 5 Minuten hatte ich es schon bereut, mich nicht einfach mit herausgestrechtem Daumen an die Strasse gestellt zu haben – ueberbucht! Naja, ich war frueh und hatte meinen Platz, Christian war auch mit an Bord und der Tag war vollgestopft mit Programm bzw. Fahrt. Zuerst wurde Te Anau, das Portal zum Fjordland, angesteuert, dort im Hostel eingecheckt (Einzelzimmer – eine Oase, die man ab und an mal braucht), sofort wieder in den Bus gestiegen und auf zum Milford Sound gebrettert. Ein krasser Ritt mit einem ueberladenen Bus und Serpentinen, die es in sich haben. Dazu mal wieder Alicat, unser Busfahrer, der auch nicht ohne ist – und schon waren wir da. An Neuseelands beruehmtester “Sehenswuerdigkeit” – dem Milford Sound. Susanne hatte mich in Deutschland schon vorgewarnt, dass es wohl wie am Flughafen dort zugeht – und so aehnlich war es auch. Hatten eine Kaffeefahrt gebucht (gab tatsaechlich gratis Kaffee und Tee), was bedeutete, auf einem grossen Ausflugsschiff den Sound bzw. Fjord bis zum offenen Meer rauf- und danach wieder runterzufahren. Das Wetter war zerfahren, kein Regen, aber bewoelkt, wie die meisten Tage im Jahr am Milford Sound. Die ersten zehn Minuten ging es auf dem oberen, offenen Deck zu, wie in einem Ameisenhaufen, nachdem der Kapitaen dann das erste Mal einen der vielen Wasserfaelle, die von den Bergen drumherum in den Fjord stuerzten, sehr direkt angesteuert hatte, war ich einer der einzigen an Deck – klasse, so musste das sein. :) Eine schoene Ecke da unten, dieser Milford Sound, aber definitiv nicht mein Favorit fuer Neuseeland, wie bei so vielen anderen Travellern und Touristen.
Zurueck in Te Anau fuhr der Bus am naechsten Tag ohne Christian und mich weiter. Chrsitian startete bei Regen den zuvor gebuchten Kepler Track, ich selbst zog in ein anderes Hostel, um dort die Reisegruppe Froehlich wiederzutreffen, um mit Teilen dieser am naechsten Tag den Kepler Track genauso in Angriff zu nehmen – eine 4-Tages Wanderung ueber Stock und Stein, mit allem auf dem Ruecken, was man so braucht (waren dann so 12kg) und Uebernachtung in luftigen Hoehen und versteckten Taelern in einfachen Huetten mit Matrazzenlagern. Bevor wir jedoch starteten, hatten ich noch nen gemuetlichen Abend mit Felix, Herby, Tobi, Mara und Sandra (Brigit war schon frueher abgereist und ich durfte ihren Platz in dieser Gruppe einnehmen – eine Ehre) und einem gutem, selbstgekochten Abendessen. Am naechsten Morgen wurde dann der sagenumwobene Kepler Track gestartet, zu viert (Felix, Herby, Tobi & ich) und vollgepackt bis obenhin, aufgrund dessen uns schon nach 1h alles wehtat. Wir waren gut unterwegs, schafften in allen vier Tagen die Wege in der Haelfte der angegeben Zeit, schwitzten, hatten jede Menge Spass, wurden am 23.11.04 am Fruehstueckstisch (wir waren natuerlich mal wieder die letzten) von einem Erdbeben der Staerke 7.2 ueberrascht (und wir waren verflucht nah am Epizentrum), kletterten ueber Schneefelder, kaempften mit dem peitschenden Wind, der die Regentropfen wie Stecknadeln auf Gesicht feuerte, badeten in eiskalten Seen, weil es keine Duschen auf den Huetten gab und erreichten am Mittwoch, den 24.11.04 wieder die Zivilisation um Te Anaus herum. Fabelhafte und abwechslungreiche Natur – einer der schoensten Great Walks von Neuseeland, wie uns viele bestaetigten. Die HotSpa und das Steak am Abend hatten wir uns verdammt nochmal verdient.
Naechster Tag: Herby und Tobi fuhren nach Dunedin, Felix zurueck nach Queenstown und ich per Stray weiter nach Invercargill, der Stadt mit der am suedlichsten gelegenen Jugenherberge der Welt. Kalt war es, verflucht kalt, anscheinend waren es Arktikwinde, die ab und an mal Neuseeland besuchen. Die Jugenherberge nett, die Stadt langweilig, ich vebrachte den halben Nachmittag im Plattenladen und hoerte mich durch CDs durch, Christian kam gegen spaeter ins Hostel reingeschneit (er war den Kepler-Track in drei Tagen gelaufen, anschliessend Steward Island in zwei Tagen – Respekt, der Junge ist naturverbunden) und wir kamen so wieder auf unsere alten Plaene zurueck, die wir in Queenstown schonmal angedacht hatten, gemeinsam von Dunedin ueber Mt.Cook und Lake Tekapo nach Christchurch zu trampen und nicht die langweilige Kuestenstrasse per Straybus zu nehmen.
Zuvor jedoch hatten wir noch die Catlins vor uns (Invercargill – Dunedin), eine Kuestenstrasse, die viel Tierwelt und schoene, zerlueftete Landschaften versprach und auch einhielt. An diesem Tag sah ich versteinerte Baeume, Seeloewen, Gelbaugenpinguine, Albatrosse, auch wieder Wasserfaelle und viel Bus, war pitschpatsch nass (warum habe ich bloss der Jeans den Vortritt gegeben?!) und checkte am Abend in Dunedin im Leviathan-Hotel ein – als einer der letzten, was den Vorteil brachte, aufgrund ueberbuchter Dorms ein Hotelzimmer zu gleichen Konditionen zu bekommen – yeah!! Der Abend wurde zu einem Treffen mit Mara und Sandra (sie waren auch noch in Dunedin unterwegs) umgewandelt und ergab gleichzeitig auch das Angebot der Beiden, mit ihnen ueber Mt.Cook und Lake Tekapo nach Christchurch mitzufahren – manchmal hat man einfach Glueck. Doch zuvor stuerzte ich mich noch einen Tag in die schoene Innenstadt von Dunedin, shoppte bis zum Umfallen, besuchte die Cadburry Schokoladenfabrik (danach war mein Schokoladenbedarf fuer eine Woche gedeckt und schlecht war mir obendrein) und hatte einen Musikdiskussionsabend mit Hels.
Nach kurzem Zwischenstopp bei den Moeraki Boulders (ja, wir befinden uns nun schon auf dem Weg zum Mt.Cook), runden Kugelsteinen, die am Strand zum Pazifik einfach rumliegen und wo lang geraetselt wurde, wie sie da hinkamen bzw. entstanden sind (wen es interessiert, einfach fragen) bogen wir ab Richtung Omarama zur Buscot Station, einem Hostel mitten im Nirgendwo, welches von Tony gefuehrt wurde, einem Mann mit trauriger Vergangenheit und gleichzeitig einem wunderhaften und sehr intelligenten Menschen. Leider konnten wir aufgrund von einem klaren Terminplan im Vorfeld nur eine Nacht bleiben und jetteten am naechsten Tag weiter zum Mt.Cook, wo wir uns in der dortigen YHA einquartiert hatten. Eine Wanderung, bei der wir vom launischen Wetter dieser Berggegend ueberrascht wurden, ein Wiedersehen mit Felix, der von Queenstown reinquerte und Notting Hill als Video mit viel Chips und Schokolade am verregneten Abend, machten es zu einem lohnenden Aufenthalt.
Lake Tekapo bot besseres Wetter, klasse Natur, gute Wanderwege, die Good Sheppert Church, Fish & Chips, einen netten Backpacker, gute Gespraeche und am naechsten Tag eine lange Weiterfahrt nach Christchurch, wo wir uns fuer eine Nacht im Foley Towers einquartierten, dem Headquarter von BBH (Chefe ist Eric Foley). Dort waren bereits Felix, Herby, Tobi, mit uns dann noch Mara, Sandra, Christian und ich und am spaeten Nachmittag noch Hels, Vicky, James und Nadine(!), die wir nur um einen Tag am Mount Cook verpasst hatten. Witzig, amuesant, eine grosse Gruppe, ein unheimlich netter Abend. Nadine hatte es nicht mehr in Queenstown ausgehalten – es war nicht ihre Stadt.
Obwohl diese Konstellation eigentlich schoen gewesen waere fuer den Rest von Neuseeland, hatten Sandra, Mara, Christian & ich geplant, noch zwei Naechte im sagenumwobenen Le Bons Bay Backpacker nahe Akoroa zu naechtigen (1 Autostunde auf der Halbinsel vor Christchurch gelegen). Und dies taten wir auch. Den ersten Abend kochte Gary, der Besitzer dieses klasse Hostels, ein leckeres 3-gaengiges Menue fuer alle, am zweiten Abend kochten wir selbst auch in 3 Gaengen – lumpen lassen wir uns schliesslich nicht. Witzig wieder der zweite Nachmittag, an dem sich ploetzlich wieder alle (wir vier, Felix, James, Nadine, Hels, Vicky) am Strand der Le Bons Bay trafen und wir uns fuer 2 Stunden wie kleine Kinder freuten und einfach nur Spass hatten (siehe spaeter Bilder). Getruebt wurde dies eigentlich nur dadurch, dass Garys Boot am zweiten Tag den Geist aufgab, auf welchen wir eigentlich noch Delphine beobachten gehen wollten. Stattdessen half ich zwei Stunden das Boot auf irgendeinen Anhaenger zu wuchten, um es nach Christchurch zur Reperatur zu bringen.
Mara, Sandra und Christian wollten noch weiter zu einem anderen Backpacker in dieser Gegend und so nahm ich eine Mitfahrgelegenheit von einem deutschen Paerchen dankend an, mich mit nach Christchurch zurueckzunehmen. Dort traf ich wieder Nadine und wir hatten noch einen netten letzten Abend, bevor sie tags drauf nach Melbourne abdueste (sie hatte Ihren Neuseelandaufenthalt kurzfristig verkuerzt und ging nun mit Hels und Vicky direkt nach Australien). So blieb mir fuer meinen letzten Tag in Neuseeland noch ausgiebig Zeit, mal wieder alle Mails zu beantworten, im SWR3-Webradio live mitzubekommen, dass Suedwestdeutschland mit der Staerke 5,3 durchgeschuettelt wurde, Souvenirs einzukaufen, ein letztes Mal japanisch essen zu gehen (bitte fragt jetzt nicht, warum ausgerechnet japanisch), ordentlich zu packen und frueh ins Bett zu gehen…
…denn das Shuttle Taxi holte mich schon um 4 Uhr in der Fruehe vom Hostel ab und nachdem ich die nette Dame am Bankschalter gefragt hatte, ob es denn auch moeglich waere die Departure-Tax in Hoehe von 25$ zum Teil Bar und zum Teil mit Kreditkarte zu bezahlen und gleichzeitig meine letzten 21,30$ rauskramte, gab sie sich auch mit diesem Betrag zufrieden und schon sass ich im Flieger ueber Sydney Richtung Cairns und steuerte auf tropische und feuchte Temperaturen zu. Der 6. Dezember 2004 – Nikolaus.
Danke Neuseeland, es war eine unvergessliche Zeit…
Achja, ich wollte ja nochmal auf das Transportmittel zu sprechen kommen. Wenn ich nun so zurueckblicke, kann man eigentlich sagen, dass es das Ideale oder Beste einfach nicht gibt. Ich wuerde sogar behaupten, dass es die Mischung erst macht. Ab und an braucht man Ruhe, will sich in den Bus setzen und einfach 3h abschalten, manchmal hat man Lust zu reden, stellt sich an die Strasse und quatscht 1h mit demjenigen, der gerade anhaelt und manchmal wiederum ist man froh, sich mal selbst ans Steuer setzen zu koennen, um mit guter Musik ueber die Kuestenstrassen zu gleiten oder einfach die Freiheit eines Autos mit Kofferraum zu geniessen. Ich habe keinen beneidet, der beide Inseln nur per Bus oder nur per Auto gemacht hat. Und auch per Fahrrad kann manchmal ganz schoen nervig werden (gell Felix!). Gerade die Unabhaengigkeit und die damit verbundene Abwechslung war das, was letztendlich den Reiz ausgemacht hat und Fahrten nicht einfach nur als notwendiges Uebel erschienen liessen -besser sogar, ich hab mich immer darauf gefreut. Zukuenftige Neuseelandreisen allein wuerde ich sofort wieder so bestreiten, vielleicht mit einem Tick weniger Bus…