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Nordchile, Bolivien, Peru & Ecuador

April 20, 2012

Ecuador - Cotopaxi: view towards the Cotopaxi from the dormitory

San Pedro de Atacama, Putre & Parque Nacional de Lauca, Nordchile (20-25. Jan 2012):

Santiago hinter mir lassend, ging es im Cama Turbus (Turbus ist mit Pullman das so ziemlich zuverlässigste, was auf chilenischen Straßen umherfährt) über Nachmittag, Abend und Nacht nach Calama. An dieser Stelle sei mir eine kurze Erklärung zu den Reisebussen in Südamerika gestattet, denn diese sind mehr als nur anders im Vergleich zu dem, was auf unseren Straßen in Europa oder den USA rumfährt. Im großen und ganzen gibt es in den großen südamerikanischen Ländern wie Argentinien, Chile und Peru grundsätzlich 3-4 Arten von Langstrecken-Reisebussen gibt, geordnet von billig bis teuer:

  • Classico / Normal / Typico: normaler Reisebus, vergleichbar mit den Bussen auf deutschen Straßen, mit denen man längere Distanzen zurücklegt. Keine Schnickschnacks,, leicht zurückstellbarer Sitz, Fernseher, meistens A/C
  • Semi-Cama: großer Reisebus, oft zweistöckig, großer Sitzabstand, stark zurückstellbarer Sitz, Fußlehne, Fernseher, A/C, oft Essen, Kissen und Decke
  • Cama: großer Reisebus, oft zweistöckig, sehr großer Sitzabstand, nahezu waagrecht zurückstellbarer Sitz, Sesselbreite (nur drei in einer Busreihe), Fußlehne, Fernseher, A/C, oft Essen, Kissen und Decke
  • Super-Cama / Premium Cama / Tutto Letto: großer Reisebus, oft zweistöckig, irrsinniger Sitzabstand, waagrecht zurückstellbarer Sitz (Bett), Sesselbreite (drei in einer Reihe), Fußlehne, privates Entertainment-System, A/C, Menü, Wein, Whiskey, Bettzeug

Letzteres ist dekadent aber geil und garnicht so wahnsinnig teurer als die Cama oder Semi-Cama Variante – leider gibt es sie nur in Argentinien und Chile und dort auch nur von und zu den Hauptstädten und nur einmal am Tag. Es bedeutet also meistens ein wenig Einschränkung aber rein für die Erfahrung kann ich es jedem mal empfehlen. Man sieht hier auch schnell, dass bei den Busgesellschaften eine andere Preispolitik gilt als bei den Airlines, die mit Business- und First Class so richtig und definitiv überdurchschnittlich abkassieren (und ja, ich weiß, es ist gewollt!!:). Während ich 2007/08 bei meiner ersten Südamerika-Reise noch meisten Classico und Semi-Cama (nachts) genommen habe, ist bei mir diesmal die Enttäuschung schon groß, wenn kein Cama auf der Strecke angeboten wird – meine Knie machen nicht mehr ganz so viel mit ;) und auch meine ersten drei Jahre im verwöhnten Arbeitsleben haben wohl ihre Spuren hinterlassen.

Aber zurück zu Chile und unserer Ankunft in Calama. Diese 140.000 Einwohner-Wüstenstadt liegt auf einem Zwischenhochplateau inmitten der Wüste Atacama und ca. 600km südlich der chilenisch-peruanischen Grenzstadt Arica. Die Wüste Atacama misst etwa 140.000 km2, erstreckt sich über den Norden Chiles und grenzt im Westen an den Pazifik, im Norden an Peru und im Osten an Bolivien und Argentinien, und ist die trockenste ihrer Art auf unserem Planeten. Während sie vor 1879 noch zu Bolivien gehörte und so diesem Staat den Seezugang sicherte, kam sie während des 5-jährigen Salpeterkrieges (1879-1884) zwischen Chile auf der einen und Peru und Bolivien auf der anderen Seite unter chilenische Räder und ist seitdem für die schlechte Stimmung verantwortlich, die Chile mit seinen Nachbarn Peru und Bolivien pflegt. Salpeterkrieg übrigens deswegen, weil in der Region hohe Salpetervorkommen lagerten, die in frühen Jahren Chile seinen Reichtum sicherten. Als Salpeter dann später chemisch hergestellt werden konnte, verlagerte sich der Abbau auf Kupfer und just liegt der größte Kupfer-Tagebau Chuquicamata mit einem in den Boden gegrabenen Kessel von einem Kilometer Tiefe und 20.000 Beschäftigten natürlich bei Calama. Die Bilder sehen beeindruckend aus, vom All ist sie wohl sichtbar und besichtigen kann man sie auch. Nur wir nicht, den unsere Spontanität und die chilenische Ferienzeit überforderten die lokalen Administrativen. Mehr hat die Stadt dann aber auch nicht zu bieten, weswegen wir uns spontan in den Bus nach San Pedro de Atacama setzten. Es war nach 2007 mein zweites Wiedersehen mit der 5000 Seelen Oase, welche gute anderthalb Stunden mit dem Bus von Calama entfernt und am Rio San Pedro liegt, welcher trotz brutalster Trockenheit (0mm Niederschlag im Jahr) die Stadt mit Wasser aus den Anden versorgt, bevor er einige Kilometer weiter versickert. Damals hatte ich aus dem bolivianischen Uyuni kommend, dort meine Salzsee- und Altiplanotour beendet und war noch am gleichen Tag nach Arica geflohen, da in dem Ort an kein Geld zu kommen war. Diesmal war ich bargeldtechnisch vorbereitet und plötzlich nahmen alle Hostels und Cafés Kreditkarte (wenn da mal nicht jemand durch Kundenschwund gelernt hat). Wir landeten im Hostal Sonchek, einer Art Hacienda mit nettem slowakischen Besitzerpäarchen. Trotz zwei Nächten bekam ich bis auf eine fantastische Space-Tour in einem Observatorium (geführt von einem hochinteressanten kanadischen Astronomen) nicht viel auf die Reihe. Aber Salzseen kannte ich (der Salar de Atacama ist sonst sicherlich einen Ausflug wert) und auch das bekannte Valle de Luna riß mich aufgrund des Touristenstroms nicht mehr vom Hocker. Vielmehr ein langsames Auflebenlassen der weiteren Reise war mir wichtig und nicht gleich wieder von 0 auf 100 durchzustarten. Der Plan war in Arica die Grenze nach Peru zu überqueren und dann über Tacna nach Arequipa weiterzureisen – immer auf der Panamericana lang. Ein deutsches Päarchen in unserem Hostal erzählte jedoch so begeistert von dem Nationalpark Lauca (welcher ein paar Stunden östlich von Arica lag), dass wir einen kleinen Umweg einplanten.

Chile - Lauca National Park

Chile – Lauca National Park

Gesagt getan, die Gemütlichkeit von San Pedro de Atacama links liegen gelassen, Nachtbus nach Arica, verspätete Ankunft dort, unverschämtes Vordrängeln bei der Busgepäckausgabe (wie es die Chilenen und auch alle anderen Südamerikaner übrigens immer machen) während Niko auf die Straße sprang um ein Taxi klazumachen, mit einer wilden “Ich schenk mir alle roten Ampeln” Jagd richtung anderes Terminal und ab in den einzigen Bus am Tag nach Putre (4-5h), einem verschlafenen Nest am Rande des Nationalparks, mal wieder lockere 3500m hoch. Bei Marisol (chilenisch) und George (norddeutsch) checkten wir in der Chakana Mountain Lodgeein und klärten gleich noch mit dem ebenfalls empfohlenen Eugenius gleich eine private Lauca-Tour für den nächsten Tag ab. Zu uns gesellte sich auch noch Marlene, ein deutsches Mädel aus Murnau, welches wir im Bus kennengelernt hatten und die nach ein wenig Putre-Erkundung ebenfalls bei uns im Dormitory landete. Sie entpuppte sich als liebe und tolles Gesprächspartnerin und schloß sich der am nächsten Tag stattfindenden Tour kurzerhand an. Am Nachmittag erkundeten wir noch die nähere mit Abgründungen nur so gespickte Umgebung mit dem von uns getauften Lodge-Hund Choripan (der sich sogleich mit dem Killerschäferhund vom Nachbargrundstück anlegte und Marlene und mir damit Schweißperlen auf die Stirn trieb), Öffnungszeiten der umliegenden Tante Emma Läden, und im Anschluß mit gemeinsamen Kochen die lodgeeigene Küche.

Chile - Lauca National Park: Eugenius, our tour guide

Chile – Lauca National Park: Eugenius, our tour guide

Am nächsten Tag holte uns Eugenius zu früher Morgenstunde ab und wir kurvten dem Parkeingang entgegen. Die Hauptverkehrsstraße von Chile nach Bolivien führt schnurstracks durch den Nationalpark und ist daher sehr einfach zu erreichen – nicht aber, wenn genau diese Straße gerade repariert wird und daher alles einspurig ist, Die für Bolivien zollfreie Transitstraße an den Pazifik (das war das kleine aber feine Zugeständnis von Chile an seinen Nachbarn, nachdem eine Rückgabe des in den Salpeterkriegen gewonnen Atacama-Gebiets nach wie vor kategorisch abgelehnt wird) ist daher mehr eine Lastwagenwarteschlange mit jeder Menge Rückstau und Wartezeiten. Eugenius jedoch war ganz Profi und kannte die Schleichwege in den 12km östlich von Putre beginnenden Lauca Nationalpark, und so verbrachten wir trotz des Verkehrschaos, welches von nahezu jeden Punkt irgendwie sichtbar war, einen fantastischen Tag in diesen Park, welcher von über 6000er Bergen und Vulkanen nur so strotzt. Bekannteste Vulkane sind hierbei Parinacota (6342m), Pomerape (6286m), Guallatire (6071m) und der Cerro Acotango (6052m). Nebenbei liegen sie alle nahe des Lago Chungará, mit 4520m einer der höchstgelegenen Seen der Welt. Nebenbei hielt er trotz seines nicht vorhandenen Englischs Informationen in einem verständlichen Spanisch bereit, wo es zu jeder Zeit eine Freunde war, ihm gespannt zuzuhören. Als er dann noch zu aller Überraschung zum Musikstar mit höchst idylischsten Panorama aufstieg, bekam er entgültig einen Platz in meiner Top5 für Best Guides ever.

Chile - Putre: waiting for the bus to jump on for La Paz

Chile – Putre: waiting for the bus to jump on for La Paz

Marlene wollte in ihren restlichen zwei Wochen Urlaub eigentlich durch den Norden Chiles bis runter nach Santiago, wo ihr Flieger zurück nach München ging. Ich erinnerte mich an meine eigene Reise vor vier Jahren (wo ich so ziemlich alle Wege in der Ecke ausprobiert hatte) und kam zu dem Schluß, dass ihre restlich zur Verfügung stehende Zeit besser über noch ein wenig Bolivien (La Paz, Uyuni-Tour, Salzsee, Altiplano) und relaxtem Chile (San Pedro) gehen sollte, als durch trockene und wenig attraktive Städte wie Antofagasta oder Calama. Sie war recht offen für neue Ideen und je mehr wir alle drüber diskutierten, desto mehr bekamen wir alle Lust auf einen Abstecher ins tolle La Paz. Wir waren genauso nah an La Paz wie an Arica, und so entschieden sich Niko und ich auch spontan, Arequipa über La Paz und den Titicacasee anzusteuern und nicht über die Pazifikstraße. Am darauffolgenden Morgen (25. Januar 2012) packten wir alle unsere Rucksäcke, ließen uns von Marisol an die Kreuzung der Hauptstraße fahren und sprangen aus den aus Arica kommenden Bus richtung La Paz auf…

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La Paz – Boliva (25-27. Jan 2012):

Bolivia - La Paz

Bolivia – La Paz

Obwohl ich wußte, dass ich nur 2-3 Tage bleiben wollte, legte ich mich erstmal mit den bolivianischen Grenzbeamten an. Er wollte mir nur 30 Tage Aufenthaltserlaubnis geben, und nicht die üblichen 90 Tage. Solche Dinge bringen mich persönlich an die Decke, denn dies ist nichts anderes als Schikane und ein paar zusätzliche Bolivianos, die man dann bei Verlängerung bezahlen muss. Nachdem er seine Macht voll ausspielte und nicht von seinen Standpunkt abwich (an dieser Grenze gibt es grundsätzlich nur 30 Tage – Schwachsinn!!) und ich irgendwann aufgab um nicht meine und unsere Einreise zu gefährden, fing der Regen und die schlechte Laune an, die sich beide erst wieder verflüchtigten, als wir anfingen in den Kessel von La Paz hinabzufahren. Es gibt wenige bis keine Städte auf dieser mir bekannten Welt, wo eine Anreise per Bus (bzw. auch Flugzeug, denn der Flughafen ist in El Alto und damit oben auf der Ebene) so faszinierend ist. Das langsame runterschrauben in eine so wunderhaft bunte und chaotische Stadt ist einfach unübertroffen. Im Terminal sprangen wir raus und sofort kam mir alles bekannt vor. Während ich damals Ende 2007 noch in drei verschiedenen Hostels und Hotels übernachtet hatte, entschieden wir uns diesmal für mein damals letzteres – das Adventure Brew Hostel, mit eigener Mikrobrauerei und Bar im obersten Stockwerk. Und es sah noch genauso aus wie damals (ob das jetzt gut oder schlecht ist lasse ich dahingestellt). Das übliche Programm später (was in einem neuen Land erstmal WiFi-Schlüssel besorgen, duschen und dann Geld besorgen bedeutet) kamen wir zum Hostel zurück und fanden Willy sitzend vor unserer Tür. Dieser netten Holländerin, die ich noch von Puerto Madryn aus Argentinien kannte, hatte ich noch spontan aus Putregeschrieben, da ich sie in Bolivien vermutete. Und Bingo, sie war es und unsere Gruppe damit auf die Schnelle auf vier Personen angewachsen.

Bolivia - La Paz: pub crawl - Niko, Willy, no idea, Joerg, Marlene

Bolivia – La Paz: pub crawl – Niko, Willy, no idea, Joerg, Marlene

Ein etwas durchgeknallter Brite aus Liverpool versuchte gerade einen Pubcrawl (organisierte Bar-zu-Bar Tour) in La Paz zu etablieren und wir entschieden uns spontan als Versuchskaninchen zu agieren. Auch hier lasse ich dahingestellt, ob das jetzt gut oder schlecht war. Die Nacht war auf jeden Fall lang, wir kannten ca 6-7 Bars und Clubs mehr danach und hatten allesamt Probleme am nächsten Morgen aus dem Bett zu kommen. Das wiederum reduzierte das Sightseeing auf einen halben Tag, denn Niko und ich wollten schon am kommenden Morgen weiter nach Peru, Marlene sogar noch am gleichen Abend mit dem Nachtbus nach Uyuni, um dort ihre schon in La Paz gebuchte 3-Tagestour zu beginnen. Für ein paar kulturreiche Ecken und Restaurants reichte es aber trotzdem noch, bevor wir am Abend Marlene zum Bus brachten und richtung Uyunientließen (im Nachhinein wissen wir, es war für sie ein absoluter Horrortrip wie für so viele auf dieser Strecke) und bei Willy im Hostel kochend und mit viel Gatorade vorbeischauten, denn sie hatte sich wohl am Vortag den Magen verdreht.

Bolivia/Peru - Desaguaderos: border crossing

Bolivia/Peru – Desaguaderos: border crossing

Trotzdem sprang sie am nächsten Tag mit in den Bus nach Arequipa, der aber schon in Puno (am Titikakasee) endete, da uns das bolivianische Busoffice in La Paz voll übers Ohr gehauen hatte. Da konnte selbst Nikos perfektes Spanisch nichts mehr ausrichten und so bestiegen wir auf mehr oder weniger auf eigene Kosten einen Flores-Bus Classico (wo es sogar reinregnete) für die letzten 6h nach Arequipa, wo wir am späten Abend in aller Dunkelheit eintrafen.

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Arequipa – Peru (27-30. Jan 2012):

Peru - Arequipa: the cathedral

Peru – Arequipa: the cathedral

Arequipa, la ciudad blanca, oh Du tollste Stadt der Tollen! Meine Stadt! Hier im wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Zentrum Südperus (mit 750.000 Einwohnern immerhin die zweitgrößte Stadt Perus hinter der Hauptstadt Lima) hatte ich im Oktober 2007 meine Südamerika-Karriere begonnen – mit vier Wochen Sprachschule, wohnend bei Carol und ihrer tollen Gastfamilie und im Kreise von vielen bereichernden Menschen, wo bis heute der Kontakt hält. Ich muss gestehen, ich hatte ein wenig Panik und Angst hierhin zurückzukehren – denn kann es denn wieder ansatzweise so gut werden oder bin ich nicht auf jeden Fall irgendwie ein wenig entäuscht, weil alles nicht mehr so ist wie es damals war? Die Leute, die Stadt, das Flair und überhaupt. Gleichzeitig war Carol inzwischen in Frankreich (ich hatte sie zwei Monate vor Abreise nochmal in München und Konstanz getroffen), ihre Familie umgezogen nach Lima, und die ganzen damaligen Freunde nicht mehr da – bis auf den guten alten Kike, der noch immer die Stellung hielt und mit dem wir am zweiten Abend kräftig einen draufmachten. Keine guten Voraussetzungen eigentlich, und doch fühlte es sich von der ersten Sekunde wieder richtig an, besondern in einem der vielen kleinen Ticos (die gelben irgendwo in Asien gebauten Minitaxis), welches uns durch das nächtliche Lichtermeer zu unserem Hostel im Süden des Zentrums brachte – Arequipay Backpackers. Kurz eingecheckt und direkt wieder raus auf die Straße, um noch einmal zu später Stunde den Plaza de Armas anzusteuern, in der Nacht durch seine ausgiebige Beleuchtung noch viel schöner als tagsüber, und weiter in die Calle San Francisco um im Café Turku noch einen schönen Döner zu schnabulieren und mit den ersten Arequipena/Cuscena anzustossen. Niko und Willy waren schnell in den Bann der Stadt gezogen und am nächsten Morgen versuchte ich mich erstmal als Touristenguide, denn es war “meine Stadt” und ich wollte sie angemessen repraesentieren und das gleiche Funkeln in den Augen meiner Reisekompanions wecken, welches ich seit damals habe, wenn ich das Wort Arequipain den Mund nehme.

Peru - Arequipa: nice breakfast at view point Carmen Alto

Peru – Arequipa: nice breakfast at view point Carmen Alto

Wir kauften Brot und Früchte im Supermarkt und frühstückten erstmal ganz gechillt am Aussichtspunkt Carmen Alto mit Blick auf die Stadt. Am Mirador Yanahuara (etwas tiefer gelegen aber aufgrund der Architektur immer einen Besuch wert) war der Heiratswahn ausgebrochen und so schlenderten wir gemütlich weiter zurück in Richtung Stadtzentrum, wo die meisten der aus vulkanischen Sillar-Gestein erbauten Häuser, Kirchen, Kloster, Paläste und Kathedralen stehen. Deswegen auch “la ciudad blanca” – “die weiße Stadt“. Zumindest ist das die komfortablere Version des Beinamen-Ursprungs. Eine andere wohl wahrscheinlichere besagt, dass sie aufgrund der hellhäutigeren spanischstämmigen Bewohner so genannt wurde, die den dunkelhäutigeren Ureinwohnern verboten innerhalb des Stadtzentrums zu wohnen und sich so u.a. auch farblich abgrenzten. Nichtsdestotrotz, die Stadt, welche über 2300m liegt, ist verflucht schön und wird landschaftlich von ihren drei umliegenden Vulkanen geprägt. Dem kegelförmigen El Misti (5822m), Chachani (6057m) und dem etwas entfernteren Pichu Pichu (kein Plan wie hoch). Aufgrund gerade mal 75km Luftlinie zum Pazifik, herrscht nahezu das ganze Jahr ein mildes, sonniges Klima. Bis eben auf den Januar, wo es eben auch mal regnet. Regen hatten wir zwar nicht, trotdem versteckten die Vulkane sich in Wolken und hatten wenig Lust herauszukommen. Wir verbrachten drei Nächte im arequipayischen Flair – zumindest Willy und ich, denn Niko sah seine Zeit davon rennen (er wollte Mitte Februar einen alten Freund in Bogotá zum weiterreisen treffen) und verabschiedete sich einen Tag früher in nördliche Richtung (Ica/Huacachina).

Peru - Arequipa: fruit market

Peru – Arequipa: fruit market

Am darauffolgenden Tag traf ich einige Stunden vor der Abfahrt unseres Nachtbuses noch lustigerweise Claudia, meine alte peruanische Sprachlehrerin, auf der Straße. Ich wähnte sie eigentlich in Deutschland (sie studierte die letzten Jahre dort), umso größer war meine Überraschung und Freude. Wir steuerten sofort unsere alte Lieblingskneipe an (Bistro II) und siehe da, den Deal 3 Pisco zum Preis von 2 gab es immernoch. Ich verpasste fast meinen Bus am Abend weil wir uns verquatschten, aber nach diesem Wiedersehen fühlte sich der Abschied von dieser coolsten südamerikanischen Stadt garnicht mehr so traurig an. Vor mir lagen neue peruanische Städte, die ich damals übersprungen hatte.

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Nazca, Huancachina, Ica & Lima – Peru (31. Jan – 3. Feb 2012):

Peru - Nazca: vamos for the Nasza lines

Peru – Nazca: vamos for the Nazca lines

Am letzten Tag im Januar kamen Willy und ich in aller Frühe in Nazca an. Wir hatten schon von Arequipa aus für ein paar Dollar mehr und aus Bequemlichkeit einen Flug über die Nazca-Linien gebucht und wurden so auch von unserem Tour-Agent abgeholt und ins Office gebracht. Kurz noch registriert und schon waren wir auf dem Weg zum Flughafen, wo wir uns als allererstes nochmal registrieren durften, inkl. Waage (was den weiblichen Teilnehmern ein Dorn im Auge war), denn wer wo in der kleinen Cessna sitzen durfte, wurde genaustens gewichtstechnisch ausgetüfelt. Und schon waren wir auch schon in Luft für die nächsten 35min, und fegten in 8er Schleifen über die mysteriösen Nazca-Linien(Geoglyphen), wo sich heute noch die Wissenschaftler streiten, warum sie so sind wie sie sind, warum sie dort sind wo sie sind, und warum sie überhaupt sind. :)

Peru - Nazca: the famous hummingbird and all the chaos around

Peru – Nazca: the famous hummingbird and all the chaos around

Die Linien, Dreieicke, trapezförmige Flächen und für die Touristen vor allem wichtige Figuren, welche wenige bis hunderte von Metern messen, sind nur aus der Luft zu erkennen und wegen der Entstehungzeit noch vor Christus, wo es nachgewiesenermaßen noch keine Flugzeuge gab, ist es verständlicherweise einigermaßen unklar, was da damals überhaupt abging. Achja, und zwischen 85 und 100 US$ für 35min Flug hinzulegen auch recht uncool – hab schon tollere Bilder der Linien im Fernsehen gesehen. Der Rest der Stadt hatte bis auf ein nettes Restaurant zum Mittagessen auch nicht mehr allzu viel zu bieten und so reihte sich Nazca in die Liste der relativen Enttäuschungen ein und wir entschwanden am frühen Nachmittag richtung Ica, wo wie nach Ankunft direkt ein Taxi weiter nach Huacachina nahmen, denn hier wartete nicht nur Niko sondern eine Oase inmitten riesiger Sanddünen auf uns – wir wollten sandboarden und mieteten uns deswegen für zwei Nächte ins Banana’s Adventure Hostelein.

Peru - Huacachina: sand dunes and oasis

Peru – Huacachina: sand dunes and oasis

Ein Pool in der Mitte, eine Bar direkt daneben, Zimmerchen drumherum und Hängematten über’s ganze Gelände verteilt – das Hostel hatte flair. Und sie boten auch praktischerweise mit dem hauseigenen überdimensionierten Buggybus gleich eigene Touren zu den Dünen an. Gesagt, getan, ab auf die Dünen und das erste Mal wieder auf einem Board – das letzte hatte mir vor vielen Jahren eine Gehirnerschütterung und einen verkürzten Skiurlaub beschert und mich wieder auf die guten, alten Skier zurückbesinnen lassen. Diese Mal sollte es anders werden, was mich aber keineswegs vorsichtiger agieren ließ. Überhaupt, Sand ist hart, nen Helm oder anderen Schutz gab es auch nicht. Trotzdem, wo andere sich auf dem Bauch den Hang runterstürtzen, wollen Niko (Sportstudent) und ich unbedingt stehend unten ankommen.

Peru - Huacachina: sandboarding

Peru – Huacachina: sandboarding

Und bis auf ein paar kleiner Überschläge klappte die im Vergleich zum Schnee durchaus trägere Sportart doch recht gut. Ein absoluter Spaß und zur Nachahmung empfohlen. Das kleine Buggy-Racing von Düne zu Düne (können ganz schön steil sein) war da noch das i-Tüpfelchen.

Zu dritt packten wir am nächsten Tag die Koffer und fuhren 5h weiter nördlich nach Lima. Durch die peruanischen Hauptstadt, die auf der Nord-Süd-Achse mehr oder weniger in der Mitte des Landes liegt, führt bekanntlich alles durch, und so mußten auch wir einen Stopp einlegen, um neue Busse in den Norden zu finden. Ich wollte nach Chimbote, die ehemaligen Gastfamilien meiner kleinen Schwester besuchen, Niko wollte auf dem Weg nach Mancora in Trujillo halt machen, und Willy wollte direkt nach Mancora, einem kleinen Surferort im äußersten Norden von Peru. Da bei Ankunft am schönen Cruz del Sur Terminal schon die Dunkelheit über uns hereinbrach, einigten wir uns auf eine Übernachtung in Lima und nach einer chaotischen Taxifahrt und einer mißglückten Reservierung landeten wir im Loki-Partyhostel mitten in Miraflores.

Peru - Lima: city centre, main square

Peru – Lima: city centre, main square

Diese Hostelkette, die ich eigentlich sonst meide wie die Pest, war für eine Nacht garnicht so schlecht. Wir erkundeten den Stadtteil Miraflores um noch etwas zu Essen zu finden (Ceviche!!) und landeten nach ein paar Bier und Pisco Sour auf der Straße in der hosteleigenen Bar, wo wir den Abend mehr oder weniger ausklingen ließen, denn irgendwie war es ja auch ein Abschied voneinander. Am nächsten Tag wurde am Morgen Miraflores, am Nachmittag das historische unter Weltkulturerbe stehende Zentrum erkundet, und am Abend wieder ans Terminal gefahren, um den Flores-Cama-Bus nach Chimbote zu erwischen. Mit an Bord Niko, denn der Bus fuhr eigentlich nach Trujillo und ich sprang nur früher raus. Willy blieb noch eine Nacht um am nächsten Morgen den 20h Bus direkt nach Mancora zu nehmen.

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Chimbote & Mancora – Peru (4-8. Feb 2012):

Chimbote ist eine Institution für die Familie Denkel. Seit meine kleine Schwester im Jahre 2002/2003 dort ein freiwilliges soziales Jahr absolivert hat und im Anschluß auch noch mit Javier, ihrem peruanischen Freundm zurückkehrte, besitzt diese Fischereistadt einen gewisse Priorität bei Peru-Besuchen. Die Beziehung mit ihrem damaligen Freund hat sich in eine Beziehung der ganzen Familien untereinander gewandelt. Und so ist für jeden selbstverständlich, das ein Besuch in Peru gleichzeitig auch ein Besuch in Chimbote bedeutet. Jorge, der Bruder von Javier, erwartete mich um 5 Uhr morgens am Terminal, durch einen Unfall kurz vor der Stadt kam ich aber erst um 7 Uhr an – arme Sau! Nichtsdestotrotz war es ein wunderschönes Wiedersehen mit allen alten Gesichtern, die ich das erste Mal Weihnachten und Silvester 2007 kennen- und liebenlernen durfte. Neben tonnenweise Ceviche kam natürlich auch der sonntägliche Playa-Besuch nicht zu kurz und so hatten wir alle ein wunderhaft intensives Wochenende, teils in alten Zeiten schwelgend, teils mit vielen neuen Geschichten und Plänen. Der Grund warum ich nur ein Wochenende blieb lag daran, dass ich zu Niko und Willy wieder aufschließen wollte, denn die Geschwindigkeit, die Niko an den Tag legte, kam mir mehr als nur recht, denn auch ich wollte zügig nach Kolumbien weiter, denn hier wartete wieder absolutes Neuland auf mich und hinter meinen zeilichen Vorstellungen von vor der Reise war ich sowieso schon hoffnungslos hintendran. Und so saß ich Sonntag Abend (5. Februar 2012) im Nachtbus von Chimbote nach Mancora – mitten in einer Gruppe wilder Kolumbianer, die im Bus die Nacht zum Tag machten.

Peru - Mancora: beach

Peru – Mancora: beach

11h später stand ich übermüdet vor dem Hostel – dem Point Hostel Mancora. Karina empfing mich herzallerliebst und in dem Moment wurde mir klar, auf was ich mich hier eingelassen hatte. Es war wie ein kleines Ressort am Rand des kleinen Städtchen – eines hässlichen Städtchens im übrigens. Und für’s Protokoll: ein recht häßliches Städtchen mit noch dazu unfreundlichen Peruanern – den meisten zumindest. Der Strand und Wellen waren recht ansehnlich, Surfer hatten hier ihren Spaß. Die Hitze allerdings ließ einen sogar beim Nichtstun im Schatten und bei parallelen eiskalten Biergenuß noch schwitzen. Kurzum: während andere bei so einem Wetter und so einer Location vor Freude an die Decke springen und am liebsten gleich 3 Wochen Pauschalurlaub buchen würden, bin ich derjenige, der relativ schnell das Weite sucht.

Peru - Mancora: happy sour time

Peru – Mancora: happy sour time

Zwei Nächte hatten wir allerdings gebucht, und die Full Moon Partyin der letzten Nacht wollte wir auf jeden Fall noch mitnehmen, denn die war berühmt berüchtigt für diesen Ort. Dumm nur, dass es in dieser Nacht weit und breit keinen Vollmond gab sondern es nur so aus Eimern schüttete. Erst um 2 Uhr morgens hörte es auf und es spricht einiges für diesen Ort und sein Publikum, dass sogar auch dann noch die Gäste in Schaaren einfielen und unser Hostelinnenhof zum in extase tanzenden Schlachtfeld umfunktionierten. Wir (Niko und ich) wanderten allerdings um 5 Uhr morgens schon ins Bett, denn um 8 Uhr ging’s weiter über Sullana nach Loja (Ecuador), denn am späten Abend wollten wir im Izhcayluma in Vilcabamba sein, meinem ecuadorianischen Lieblingshostel meines letzten Südamerikatrips.

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Vilcabamba, Cuenca, Baños, Cotopaxi, Otavalo – Ecuador (8-18. Feb 2012):

Die Fahrt von Sullana nach Loja bezeichnet Niko noch heute als die schlimmste Busfahrt seines Lebens. Und in der Tat, ist man chilenische, argentinische und peruansiche Busse gewohnt, war dies der reinste Horrortrip. Keine Beinfreiheit, keine Klimaanlage, ungeteerte Straße, Schlaglöcher von der Größe ganzer PKWs, betende Priester und schreiende Kinder im Bus – trotz eines problemelosen Grenzübertritts nach Ecuador waren wir bei der Ankunft um Mitternacht in Loja fix und fertig. Spätestens als es Niko bei einem der letzten Schlaglöcher an die Decke katapultierte und er sich sein Knie aufschlug, war mit der guten Stimmung Schicht im Schacht und er brüllte in so einem astreinen Spanisch den ganzen Bus zusammen, dass selbst der Fahrer kurz schreckhaft auf die Bremse trat. Von Loja bekamen wir sogar noch einen Bus nach Vilcabamba (1h) und durch meine kleine aber feine bereits vor fünf Jahren erlangte Ortskenntnis, konnte ich sogar genaustens schildern, wo wir rausspringen wollten. Fast trotzdem verpasst landeten wir lang nach Mitternacht vor des Füßen des Izhcayluma-Nachtwächters, der uns freundlich aber bestimmt direkt ins Bett komplimentierte.

Ecuador - Vilcabamba: Izhcayluma hostel

Ecuador – Vilcabamba: Izhcayluma hostel

Izhcayluma war für mich damals das mit Abstand beste Hostel auf meinem Südamerika-Trip – und es hatte nichts von seinem Charme verloren. Leider waren Dieter & Peter, die zwei bayrischen Brüder und Besitzer im Moment nicht da, und auch Hubert, der damalige Rezepzionist und Deutschland-Auswanderer, der schon mit meiner Omi im Chor gesungen hatte, war inzwischen wieder nach Quito zurückgekehrt. Einzig und allein das ecuadorianische Goldstück Sobeyda stand noch hinter der Rezeption und erkannte mich sogar nach ein paar Mal hingucken wieder. Tom, Edgar und Raik kompletierten das Team und ließen mich ab den ersten Moment wieder richtig wohlfühlen an diesem besonderen Platz im Süden von Ecuador.

Ecuador - Vilcabamba: view from the Izhcayluma hostel

Ecuador – Vilcabamba: view from the Izhcayluma hostel

Das fantastische Restaurant, der Pool, die über’s ganze Gelände verteilten Hängematten, das tolle zweistöckige Dormitory, die unheimlich günstigen und doch so guten Massagen, die hosteleigenen Hiking-Trails, die immer lustig aufgelegte Barcrew, das relaxte Dorf Vilcabamba mit hübschen Schweizerinnen in mexikanischen Restaurants, und das alles kombiniert mit immer netten & interessanten Menschen. Tage vergehen hier im Flug und selbst Niko wollte plötzlich trotz 4 Nächte bleiben. Aber dann mußten wir auch weiter richtung Norden – immer den Master-Timeschedule bis nach Bogotá im Kopf. Nächste Station: Cuenca.

Ecuador - Cuenca: El Parque, main square

Ecuador – Cuenca: El Parque, main square

Cuenca, mit einer viertel Millionen Einwohner immerhin drittgrößte Stadt Ecuadors und in einem andinen Hochlandbecken über 2500m hoch gelegen, darf durch seine außergewöhnliche und alte Kolonialbauweise in der historischen Altstadt natürlich auf der UNESCO Weltkulturerbe-Liste nicht fehlen. Hier trafen wir am Nachmittag ein und wollten schon am nächsten Morgen wieder weiter. Raik vom Izhcayluma hatte uns ein Zimmer im Hostel El Cigale (die Nachtigal) reserviert, was eine Kombination aus Café und Hostel war. Wir starteten in der Dämmerung noch schnell einen Stadtrundgang (wobei die Hälfte der Stadt wegen der hereinkommenden Dunkelheit als Tabuzone für uns erklärt wurde), hatten einen kleinen Snack im Lonely Planet Pick Café Eucalyptus, besuchten noch einen Nachtgottesdienst der Kathedrale am El Parque (immer der Hauptplatz in ecuadorianischen Städten) und waren auch schon im Bett – manche Städte müssen schnell abgehandelt werden, wenn man halt in anderen wiederum seinen Arsch nicht hochbekommt. Der Bus fuhr am frühen Morgen, Ziel Baños nahe Ambato.

Am 13. Februar 2012 fuhren wir also am frühen Morgen in wieder einen der schlechten und an jeder Ecke haltenden ecuadorianischen Busse von Cuenca nach Ambador, wo wir auch 5h später ankamen. Unsere Rucksäcke sogar vor uns, denn diese sahen wir schon aus dem Bus wandern bevor wir überhaupt wußten, dass wir ausseigen mußten. Solche Situationen können mich in Sekunden zu einem spanisch schimpfenden Rohrspatzen machen – ich habe leider schon genügend Traveler getroffen deren Rucksäcke auf diese Art und Weise verschwunden sind. Und immer wieder ecke ich damit an, weil die ganzen abgelehnten und zurückgeorderten Trageaktionen natürlich oftmals nur liebgemeint sind und deswegen als geäußertes Mißtrauen interpretiert werden. Aber das ist es mir wert, mein Rucksack ist mein Rucksack und ein Verlust würde mich, zusätzlich zu den 2000 EUR Wert, Tage wenn nicht sogar Wochen kosten alles wieder zu besorgen. Also Rucksäcke wieder auf unseren Rücken und ab zum Anschlußbus, der uns in einer Stunde von Ambato nach Baños brachte.

Ecuador - Baños: view point

Ecuador – Baños: view point

Baños wurde uns von vielen Seiten empfohlen, als kleine Oase, die gut zum biken, wandern uns trinken ist – genau diese Reihenfolge. Wir drehten die Reihenfolge um, denn die Stadt war als erstes mal zum trinken geeigent, die komische Radtour zu den Wasserfällen war aufgrund der Hauptstraße und den vielen rasenden Busen darauf, mehr als nur gefährlich. In drei Tagen und zwei Nächten schafften wir es gerade mal zum nahen Mirador de la Virgin, ansonsten hielten wir uns vornehmlich in der Trinkhauptstraße auf bzw. in den ausgesprochen vielen sehr, sehr guten Restaurants, allen voran das Swiss Bistro, wo ich endlich mal wieder ein ordentliches Käsefondue serviert bekam und selbst den Westfalen Niko von geschmolzenen Käse überzeugen konnte.

Ecuador - Baños: karaoke night

Ecuador – Baños: karaoke night

Und als ob uns als dies nicht schon die Schweiz von ihrer schönsten Zeit gezeigt hätte, liefen uns zufällig auch noch die zwei Eidgenössinen aus Vilcabamba über den Weg. Es wurde eine spontan lustige und Mochito-reiche Karaoke-Nacht, die besonders die weibliche Fraktion am Morgen bitter bereute, da sie in aller Frühe auf eine mehrtägige Dschungeltour aufbrechen mußte. Wir hingegen schliefen aus und machten uns gegen Mittag auf zum Busbahnhof. Heute waren es nur ein paar wenige Stunden im Bus – Ziel: Machachi.

Ecuador - Cotopaxi: wild weather mix around the Cotopaxi

Ecuador – Cotopaxi: wild weather mix around the Cotopaxi

Dort sollte uns ein privater Fahrer abholen, der uns dann weiter ins Secret Garden Hostel nahe des Cotopaxi Vulkans bringen sollte – weit abseits jeglicher Situation und inmitten des Cotopaxi Nationalparks. Auf diesen Augenblick freute ich mich schon seit Südchile, als Ruth und John mir dieses Juwel an Hostel empfohlen hatten. Und es entpuppte sich wirklich als wahres Juwel. Für 30 Dollar am Tag konnte man sich sozusagen in die Cotopaxi-WG einmieten. Dormitory-Bett, 3x Essen am Tag, persönliches Guiding zu den umliegenden (hohen!) Bergen, Mountainbiking, oder einfach nur relaxtes Abhängen in einem Öko-Hostel, wo selbst der kompostierbar Toileten-Inhalt für das selbstangebaute Gemüse genutzt wurde und das Dormitory durch Kerzen und Ofen beleuchtet und beheizt wurde – immerhin befanden wir uns im ecuadorianischen Hochland auf über 3500m. Die ebenerwähnte Toilette hatte sogar ein Panorama-Fenster zum Cotopaxi-Vulkan und obendrüber ein Jacuzzi mit Panorama-Sicht.

Ecuador - Cotopaxi: view towards the Cotopaxi from the dormitory

Ecuador – Cotopaxi: view towards the Cotopaxi from the dormitory

Durch ein perfektes und unheimlich freundlich bemühtes Management durch den Australier Ramy und die Voluntaria Jess aus Kanada fühlte ich mich vom ersten Moment an mehr als nur wohl – Niko allerdings nicht, denn er hatte seit einigen Stunde ansteigendes Fieber, Schüttelfrost, Hals- und Gleiderschmerzen. Die Angst stieg, dass es Malaria sein könnte, denn es waren genau 7-9 Tage seitdem wir Mancora im Norden von Peru verlassen hatten – die typische Inkubationszeit für diese tückische Krankheit. Und das auch noch ohne Arzt weit und breit. Wir verabredeten noch eine Nacht abzuwarten (eigentlich fahrlässig) und am nächsten Morgen zu entscheiden wie es weitergeht.

Ecuador - Cotopaxi: Secret Garden Hostel Cotopaxi

Ecuador – Cotopaxi: Secret Garden Hostel Cotopaxi

Am nächsten Morgen schlief Niko noch als ich mich spontan entschied, den Nachbarberg vom Cotopaxi, genannt Rumiñahui und immerhin 4712m hoch, zu besteigen. Ramy und Jess wollten einen neuen Wanderweg ausprobieren und suchten Versuchskaninchen – ich war Feuer und Flamme und saß 30min später mit ein paar anderen Gästen im Jeep zum Fuße des Bergs. Durch zuviel Regen in den letzten Tagen mußten wir unseren Hike einige hundert Meter weiter tiefer begingen. Erst durch grasige Hügel, dann hüfthohe und scharfkantige Gräser, leicht waldige Ecken, und Gratwanderungen, das alles mit viel Nebel und wenig Aussicht, denn immerhin hatten wir noch Regenzeit. :) Nach 3h erreichten wir den Fuß des letzten steilen Anstiegs. Wir mußten unsere Rucksäcke zurücklassen, um ein paar Abgründe mit einer besseren Balance meistern zu können. In diesem Moment merkte ich mal wieder, dass meine Höhenangst zwar durchaus noch vorhanden ist, aber a) immer besser wird und b) es durchaus Menschen gibt, die deutlich mehr Probleme haben. ;)

Ecuador - Cotopaxi: hike to Rumiñahui

Ecuador – Cotopaxi: hike to Rumiñahui

Mir kraxelten auf allen Vieren die letzten steilen Hänge hinauf (wie gesagt, es war eine komplett neue nicht vorhandene Route), mußten Abstand voneinander halten, um uns nicht gegenseitig mit herabfallenden Steinen zu erschlagen (und es war einige Male verdammt knapp) und erreichten schließlich die Spitze des Rumiñahui – 4712m über dem Meer und eigentlich bestem Blick auf den tausend Meter höheren Cotopaxi, wäre da nicht der Nebel, der leichte Regen und die fiese Kälte gewesen. Wir genossen daher den Augenblick des Triumph nur wenige Minuten, bevor es in einer großartigen Rutschaktion über Vulkangestein-Felder wieder runterwärts zu unseren Rucksäcken ging. Die restlichen 3h Rückweg über einen anderen Grat zogen sich in die Länge, zeigten aber noch einmal die wunderschöne Landschaft, die hier in Ecuador im nahen Süden Quitos existiert. Als ich zurückkam war Niko abgereist. Im ging es nach dem Aufwachen noch schlechter als Abends zuvor und so zog er es vor in Machachi einen Arzt aufzusuchen. Wir hatten schon ausgemacht, dass wir im Fall der Fälle uns dort wieder treffen würden, denn ich blieb noch eine weitere Nacht um mich von den Wanderstrapazen zu erholen. Nach großen Abschied am nächsten Tag und Rückfahrt nach Machachi suchte ich nach Niko und fand ihn in einem Hotel – Gott sei Dank ging es ihm schon deutlich besser. Der Arzt hatte ihn mit allem möglichen vollgepumpt und Malaria schien sich durch die schnelle Genesung nicht zu bestätigen. Und so entschieden wir, noch am gleichen Tag nach Otavalo weiterzufahren, unserem letzten Stopp vor Kolumbien. Denn hier sollte am nächsten Tag (Samstag, 18. Februar 2012) der weltberühmte bunte Markt sein, den jeder so empfielt. Und am Samstag sogar noch inklusive lebendigen Tiermarkt.

Ecuador - Otavalo: Saturday market

Ecuador – Otavalo: Saturday market

Angekommen in Otavalo, checkten wir für eine Nacht beim überaus zuvorkommenden und interessierten Roberto im Hostel Chasqui ein. Er versorgte uns gleich noch mit allen möglichen Informationen, in welcher Reihenfolge wir am nächsten Tag den Markt am besten meistern würden, und wie wir anschließend gut, schnell und sicher in richtung kolumbianische Grenze kommen würden. Gesagt getan, am nächsten Morgen ging es zügig über den Markt (Tiermarkt ganz lustig, der weltberühmte Rest ziemlicher Schrott) und anschließend an die Panamericana, wo wir in den nächsten vorbeikommenden Bus sprangen, der Richtung Tulcan, der Grenzstadt zu Kolumbien, fuhr. Am frühen samstäglichen Nachmittag spazierten wir mit einem Grinsen über die ecuadorianisch-kolumbische Grenze, hohlten unseren Stempel ab und machte uns gedanklich und monetär bereit für ein neues Abenteuer. Denn ich war endlich im dem Land angekommen, dass so viele Reisende als so wundervoll bezeichneten. Und in dem ich vor 5 Jahren Hals über Kopf aufbrechen und nach Hause fliegen mußte…

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