Es war schon lange an der Zeit und am letzten Wochenende wurde es endlich in die Tat umgesetzt. Raus aus Lund!! Mit dabei: ein Auto mit “unlimited miles” und eine Begleiterin – Linda, eine sehr gute Freundin, ein bisschen schwedisch und ein wenig amerikanisch und ebenfalls grad in Lund am studieren. Das Ziel: kein Ziel, einfach mal drauflosfahren. Vielleicht Göteborg, vielleicht Stockholm, vielleicht nur Landschaft, es stand in den Sternen. Freitag mittag holte ich den Wagen ab, ganz ordentlich, was wir da für unser Geld bekamen, inkl. CD-Player, überlebenswichtig für einen Roadtrip.
Was wir uns nicht ganz so klar gemacht hatten aber schnell zu spüren bekamen war die kurze schwedische Tageszeit. Wir kamen gerade einmal bis Mölle [Wikipedia] auf der Halbinsel Kullen (was nördlich von Helsingborg liegt) und schon setzte die Dämmerung ein. Von dort hatten wir allerdings noch einen wunderbaren Ausblick auf Dänemark und das sogenannte Kattegat, was nördlich des Öresund, des Großen und auch des Kleine Belts ist. Ob das nun Ost- oder Nordsee ist hab ich bis heute nicht kapiert. Irgendwie auch egal – ist halt einfach MEER. Nachdem wir dann noch einige viele Kilometer in der Dunkelheit gut gemacht hatten, fanden wir eine nette Jugendherberge außerhalb Göteborgs, direkt neben einer alten Festung, die wie sich am nächsten Morgen rausstellte, früher einmal die Grenze zwischen Norwegen und Schweden bildete. Wir starteten an diesem jenen Morgen ziemlich früh (auch wir können lernen!!) und bei Regen aber kurz vor den Inseln Tjörn [Wikipedia] und Orust, 60km nördlich von Göteborg, riss der Himmel wie von Gotteshand auf. Hier sah ich zum ersten Mal das richtig Schweden – und ich denke dieser Anblick hat sich für immer eingebrannt. Die typischen rot- oder blau-weißen Hüttchen, flache bewaldete Inseln umgeben von schmalen Wassereinbuchtungen, blauer Himmel und Sonne, ein ordentlicher Wind und enge Strassen – ein einmaliger Anblick und ich kann nur jedem empfehlen, diese immerhin fünft- und drittgrößte Insel in seiner Schwedentour einzuplanen.
Überhaupt, das Wetter bliebt uns bis zum Ende hold. Wir hörten später von Überschwemmungen in Göteborg nach uns, Glatteis in Stockholm vor uns aber uns begleitete immer die liebe Sonne. Noch waren wir an der Westküste, es musste also nach Osten gequert werden, denn wir hatten uns zum Abendessen bei Lindas Oma in Vallentuna (30km nördlich von Stockholm) angemeldet. Vor uns lagen also 400km Asphalt und die mussten erst einmal zurückgelegt werden – wir entschieden uns für die Unterseite des Vänern (dt. Vännersee), immerhin der größte See Schweden und der drittgrößte Europas und ungefähr 10mal so groß wie der Bodensee. Sightseeing gab es unterwegs in Trollhättan. Dort sind die Schleusen des Göta älv, die die Verbindung zu eben diesen Vänersee bilden und damit den berühmten Götakanal, welcher den Kattegat (na, wisst Ihr noch, was das ist?!) mit der östlichen Ostsee verbindet, erst ermöglicht. Danach kam noch der Kinnekulle, ein Plateauberg auf den der Högkullen eine wunderbare Aussichtsplattform mit Blick auf den Värnern darstellt, und ruck zuck war’s wieder dunkel und es ging weiter mit dem Kilometerabspulen Richtung Stockholm bzw. Vallentuna – denn das Essen wartete auf uns. Dieses entpuppte sich als nettes Beisammensein, wo ich natürlich im Hintergrund agierte, denn Farmor Nyberg war froh, ihr Enkelkind endlich einmal wiederzusehen. Gleichzeitig merkte ich jedoch, dass das Schwedisch in dieser Region (Stockholmska) doch ein wenig einfacher zu verstehen ist, als unsere im Südwesten (Skånska). Nach famosen Essen ging’s weiter nach Uppsala (nochmal 30km nördlicher), wo wir die Nacht bei einem alten deutschen Studienfreund von Linda verbringen konnten – Johnnie Walker Red Label haftet mir seitdem wie ein PostIt im Schädel! Mit Christian (eben dieser Studienfreund) und noch einer weiteren alten schwedischen Freundin wurde am nächsten Tag Uppsala angeschaut – immerhin die viertgrößte Stadt Schweden nach Stockholm, Göteborg und Malmö. Und auf ihre älteste Universität Schwedens sind sie natürlich ganz besonders stolz – dafür ist unsere Uni die Größte.
Die letzte Nacht verbrachten wir dann bei den Magnussons (die besten Freunde der Nybergs) nahe Jonköping in einem selbst erbauten Haus am Hang von Huskvarna und idylischem Blick auf den Vättern (dt. Vättersee), der zweigrößte Schwedens. Nach dieser einmal mehr sensationellen Gastfreundschaft ging es am nächsten Morgen dann zurück nach Lund, denn dort wartete schon die nächste Präsentation an der Uni auf mich. Noch schnell das Auto abgegeben, Laptop untern Arm und ab ins Seminar…
…es war eine schöne Tour mit vielen schwedischen Elementen, die Lust auf mehr gemacht hat. Vänern und Vättern – Ich komme wieder!! | zu den Bildern…