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Kolumbien – Das Goldene & Kaffee Dreieck

May 03, 2012

Colombia - Salento: Cocora Valley with its famous wax palms

Ipiales, Pasto & Popayan – Kolumbien (18-20. Februar 2012):

Colombia - Ipiales to Pasto

Colombia – Ipiales to Pasto

Wir spazierten also über die Brücke von Ecuador (Romichaca) nach Kolumbien (Ipiales) und mußten schon bei der ersten Aktion dieses Landes überhaupt feststellen, dass hier grundsätzlich etwas besser läuft als in allen anderen südamerikanischen Ländern. Wir bekamen einen Einreisestempel in den Pass (soweit nichts besonderes) und sonst … NICHTS. Wir waren verwirrt, bekommt man doch bei jeden anderen Land zusätzlich noch ein Formular, welches man mit Name, Adresse und allem möglichen anderen ausfüllen muß, welches abgestempelt wird und man dann einen Teil behalten muß um ihn bei Ausreise wieder vorzulegen. Diesem Papierfetzen sollte man eine gewisse Aufmerksamkeit entgegenbringen, verursacht er doch lange Verhöre und Kosten, wenn man ihn nicht mehr hat bzw. nie bekam (was durchaus vorkommt bei schlampigen Immgration Officern). Unser ungläubiges, vierfaches Nachfragen an der Grenze und das damit das scheinbare Infragestellen der kolumbianischen Immigrations-Kompetenz wurde schon mit entnervtem Augenrollen entgegnet – wir waren kurz davor aus reiner Begeisterung für ein Land die Einreise verweigert zu bekommen. Nach kurzfristiger Analyse dieser Ist-Situation hielten wir also einfach mal die Schnauze (grundsätzlich sonst keine gute Strategie auf diesem Kontinent) und marschierten still und heimlich in Ipiales ein, wo wir aufgrund des fortgeschrittenen Tages direkt einen Bus nach Pasto nahmen, der nächstgrößeren und ersten einigermaßen hübschen Stadt, denn: im Südwesten Kolumbiens ist es nicht ratsam im Dunkeln und Nachts irgendeinen Bus zu nehmen – zu oft passiert noch ein Überfall wenn nicht sogar irgendwelche Guerilla-Aktionen.

Colombia - Pasto: Main plaza

Colombia – Pasto: Main plaza

5h und eine wahnsinnig schöne und kurvenreiche Strecke später kamen wir im regnerischen und kühlen 2.500m hoch gelegenen Pasto an, mit ca. 400.000 Einwohnern garnicht so klein. Eingecheckt im Koala Inn (leider inzwischen recht verwohntes Hostel, nachdem der einstmal australische Besitzer es durch die lange touristenlose aber guerillareiche Zeit an ein kolumbianische Paar verkauft hat) erledigten wir erstmal das 3-Punkte Programm für neue Länder (wer weiß es noch? :) – nachzulesen im  Blogteil über Bolivien). Die einzige Bank die wir finden konnten wollte unsere Visa-Karten nicht und erst nach langem Rumirren im inzwischen dunklen Pasto kamen wir zu unseren ersten kolumbianischen Pesos, die wir sofort in Essen eintauschten. Da uns beiden die Stadt nicht außerordentlich gefiel, schnappten wir uns am nächsten Tag den 7h Bus nach Popayan, der nächsten Stadt wenn man aus dem Südwesten kommt.

Colombia - Popayan: view of the city

Colombia – Popayan: view of the city

In Popayan wollte ich eigentlich ein paar Tage bleiben und dann ganz in Ruhe alle umliegenden Städte und Ausgrabungsplätze abgrasen. Niko hingegen wollte zügig weiter nach Bogotá, wo am 23. Februar 2012 sein Freund Oliver einfliegen sollte. Eigentlich waren die Weichen auf Trennung gestellt, doch in diesem Moment erreichte mich eine Mail meines alten Freundes Gunnar, den ich zurecht in Kolumbien wähnte – leider wie in der Mail beschrieben nur noch drei Tage und das auch nur in Bogotá. Was soll’s dachte ich mir, wenn man nicht spontan auf so einer Reise ist, wann denn bitte dann!!? Und so übernachteten wir eine Nacht im hellhörigen Dormitory des Hosteltrail Guesthouses, schauten uns dann noch einen Tag das hübsche, koloniale Popayan an und saßen am nächsten Abend schon wieder im 12-stündigen Nachtbus nach Bogotá (ab hier dann wieder möglich). Ziel, das Crancy Croc Hostel im alten bogotanischen Stadtteil La Candelaría, wo uns Gunnar in der Zwischenzeit zwei Betten klarmachte.

Gallery (all great photos) – Colombia – Pasto & Popayan

Bogotá, San Augustin & Popayan – Kolumbien (21. Februar – 2. März 2012):

Colombia - Bogotá: Plaza de Bolivar

Colombia – Bogotá: Plaza de Bolivar

Meine Fresse war der Nachtbus kalt – schweinekalt. Eigentlich hatte ich oft genug drüber gelesen, dass die kolumbianischen Nachtbusse auf Tiefkühltemperaturen runtergekühlt werden. Nur mal eben nicht dran gedacht, als ich einstieg. :( Alles warme war im Gepäckraum (nichtmal Decken hatten die servicelosen Hunde an Bord) und ich am nächsten Morgen blau angelaufen und erkältet – einigermaßen zumindest. Mit einem frustrierten Taxifahrer (er wollte mehr Geld als ihm laut smartem Terminal-Taxi-Kiosk-System zustand) checkten wir im Crancy Croc ein – Suli und Laura, die zwei kolumbianischen Hosteldamen, waren durch Gunnar schon vorgewarnt und musterten uns erstmal genaustens (ich weiß´  bis heute nicht was der gute Jung ihnen erzählt hatte).

Colombia - Bogotá: Gunnar & Joerg

Colombia – Bogotá: Gunnar & Joerg

Er selbst saß verkatert beim Frühstück um die Ecke – trotzdem war die Wiedersehensfreude groß und mündete erstmal in vielen alten Geschichten (ich hatte ihn 2007 bei einer Machu Picchu Tour in Peru kennengerlernt) und einer netten anschließenden Stadttour. Hier erlebte ich das erste Mal, wieviel Arbeit ihn die ganze Filmerei kostet, die er schon während seiner 2-monatigen Reise durch Panama und Kolumbien durchführte, um auf seinem tollen Reiseblog (www.gunnar-fiedler.de) anstatt Fotos und Berichte lieber großartige Videos zu posten. Auch von unseren Tagen in Bogotá hat er schöne Impressionen zusammengeschnitten.

Am Abend trafen wir entfernte Freundinnen von Niko (3 Bogotá-Mädels an der Zahl), die uns das für Kolumbien so typische Aquadientes-Trinken beibrachten – was letztendlich ein Shot nach dem anderen mit 25% Ouzowasser bedeutet, also eklig, aber defintiv nichts was uns Deutsche in Bedrängnis bringen könnte oder brachte.

Colombia - Bogotá: View towards Bogotá from Cerro Monseratte

Colombia – Bogotá: View towards Bogotá from Cerro Monseratte

Am nächsten Tag stand nochmal ein wenig mehr Stadterkundung auf dem Programm. Bogotá liegt auf 2.625m Höhe und ist mit knapp 7 Millionen Einwohnern nicht nur Hauptstadt, Regierungsitz und mit Abstand größte Stadt Kolumbiens, sondern auch größter Verkehrsinfarkt Kolumbiens. :) Es besitzt neben dem historischen Stadtzentrum La Candelaría mit Präsidentenpalast, Botero-Museum, etc., noch so einige andere viele Stadtteile, die alle wild verteilt sind und so den Taxifahrern enorme Umsätze bescheren.

Colombia - Bogotá: Botero museum

Colombia – Bogotá: Botero museum

Parabeispiel ist hier der internationale Flughafen, der sowas von ab vom Schuß ist, dass er den Namen Bogotá garnicht mehr verdient hat. Auch die Zona Rosa, eine der beiden Partyzonen von Bogotá ist am anderen Ende der Stadt, genau 36 rote Ampeln von La Canderlaría entfernt, was die Taxifahrer nachts beim Heimfahren rigeros mißachten und einem die Schweißperlen auf die Stirn befördert, weil auch das Objekt Anschnallgurt aufgrund ästhetischer Bedenken eher aus den Autos verbannt wird. Am Abend schaute noch Pieter vorbei (ebenfalls ein alter Reisefreund von Gunnar, Holländer, und seit einiger Zeit wohnhaft in Bogotá) – er wollte für Gunnar’s letzten Abend nochmal richtig auffahren und uns die besten Ecken der Stadt zeigen. Und er hielt sein Wort – einigermaßen zumindest. :) Wir hatten auf jeden Fall gehörigen Spaß und es war schade Gunnar am nächsten Tag Richtung Buenos Aires entschwinden zu sehen. Das tat er jedoch nicht ohne davor nochmal richtig auf den Putz zu hauen, denn bei Einreise von Panama nach Kolumbien hatte er übersehen, dass er (sehr unüblicherweise) nur 30 Tage Aufenthaltserlaubnis bekommen hatte. Seine 50 Tage, die er jedoch tatsächlich im Land war (und damit 20 zuviel), kosteten ihn mal eben schlappe und knappe US$ 200 – allerdings aufgrund Korruptionsschutz nur auf eine staatliche Bank überweisbar und nicht zahlbar per Kreditkarte oder Cash.

Colombia - Bogotá: Museo del Oro

Colombia – Bogotá: Museo del Oro

Wer diese Regel aufgestellt hat gehört gesteinigt und in der Karibik versenkt, denn selbst bei zügigen Abflug aus dem Land gibt es keine Alternative – außer die, dass das Immigration Office für einen das canceln des Fluges übernimmt – sehr liebenswürdig!! ;) Gunnar flehte und flehte und am Ende schlug er den (weiblichen) Immigration Officer sogar breit, dass er seine Strafe auf jmd. anders übertragen darf und so doch noch seinen Flug erwischen konnte. Und ratet mal, an wen er da dachte? Korrekt, mein nächster Tag war also plötzlich für mich durchgeplant. Zur Banco de Occidente, 283.350 kolumbianische Pesos überweisen (was erst beim zweiten Besuch klappte, weil natürlich wieder irgendwas fehlte), mit dem Beleg zum Flughafen raus fahren, im Immigration Office vorsprechen, wieder zurückfahren und am Ende noch als Dankeschön, dass Laura, die Hostelmanagerin, mich bei allen mehr als nur fantastisch unterstützt hatte, mit ihr essen gehen. :) Und das alles, damit ich meinen Arsch aus der Schußlinie nehmen konnte, denn nun stand ich plötzlich auf der schwarzen kolumbianischen “Du-darfst-nicht-ausreisen”-Liste.

Colombia - Bogotá: Oliver & Niko at Cerro Monseratte

Colombia – Bogotá: Oliver & Niko at Cerro Monseratte

Parallel zu Gunnars Abreise war Nikos Freund Oliver in Bogotá eingetroffen. Die beiden wollten wieder Richtung Süden durch Kolumbien, Ecuador, Peru, Bolvien bis runter nach Santiago reisen – und das in gerade mal vier Wochen. Da ich durch die Spontanaktion mit Bogotá einiges im Süden Kolumbiens verpasst hatte, einigten wir uns darauf, noch einige Tage gemeinsam Richtung Süden zusammen zu reisen, bevor dann entgültiger Abschied angesagt war. Nach einem weiteren Tag Sightseeing (goldiges Museo del Oro, luftiger Cerro de Monserrate) nahmen wir also den Nachtbus über Neiva nach San Augustin, um nach einer wilden Busjagd (es gibt zwei Busgesellschaften die zur gleichen Zeit fahren und sich gegenseitig wachhalten, indem sie sich jagen und immer wieder in wildesten Manövern auf bergigen Straßen überholen) am frühen Morgen im kühlen und naßen San Augustin anzukommen.

Colombia - San Augustin: Parque Archelogico

Colombia – San Augustin: Parque Archelogico

Das Taxi schaffte es nicht auf dem steilen schlammigen Weg hoch zu unserer etwas abseits gelegenen schweizerischen Finca el Maco, und so mußten wir zu unserem coolen Dreibetttippi, welches wir schon im Vorfeld reserviert hatten, mit 20kg Rucksack bergwandern – sprichwörtlich atemberaubend. Das Frühstück mit richtig geilem Brot übrigens auch. Pacho, der irgendwie zur Finca dazugehörte und gleichzeitig die hosteleigene Tour Agency irgendwie vertrat, gab uns erstmal eine kurze Einführung in die durchaus nicht so hübsche Stadt und anschließend in die deutlich hübschere und wichtigere Umgebung, welche die so bekannten Steinstatuen beherbergte. Gleichzeitig buchten wir noch eine Reittour für den nächsten Tag mit Pacho, denn die Einträge in seinem Gästebuch, Lonely Planet und Footprint überzeugten ohne Ausnahme. Nach einem kurzen aber heftigen Regenschauer, erkundeten wir zu Fuß noch den nahen Parque Arqueologico – dem Ort wo am meisten der steineren Statuen und Ausgrabungen gefunden wurden. Spannend und tolle weite Wege zum Laufen!

Colombia - San Augustin: horseback riding

Colombia – San Augustin: horseback riding

Der Reitausflug am nächsten Tag war noch mehr an Wegstrecke – allerdings auch mit vier Beinen unter uns, die wir ordentlich forderten. Nach dem ich im letzten Jahrzent immer mal wieder auf einem Pferd oder ähnlichem geritten bin (das letzte Mal vor 4 Jahren in Ecuador) und immer mit üblen Schmerzen am darafufolgenden Tag dafür bezahlt habe, hatte ich diesmal das Gefühl, dass ich durch diese ganze Gaulgeschichte langsam durchsteige. Selbst Galopp machte richtig Spaß und forderte meine Muskelgruppen im unteren Bereich nicht so stark wie noch in der Vergangenheit. Der Reitkarriere steht also ab sofort nichts mehr im Wege und erweitert mein generalistisches Portfolio um eine weitere Disziplin. :) Nebenbei bescherte der Reitausflug uns atemberaubende Hügel-Landschaften, grünst bewaldet, durchzogen von Tälern & Flüßen, Wasserfällen, Kaffeesträuchern und Bananenstauden. Pacho war hochinformativ und bemüht, seine eigene Begeisterung über seine Heimat auch auf uns zu übertragen – was definitiv gelang. Weil wir am Abend irgendwie das Gefühl hatten, nach dieser hochinformativen und spaßigen Tour irgendwie schon alles über den Ort und seine Geheimnisse zu wissen, buchten wir spontan für den nächsten Morgen Tickets nach Popayan.

Colombia - San Augustin -> Popayan: army check-point

Colombia – San Augustin -> Popayan: army check-point

Eine 6-stündige Strecke, welche zu den gefährlichsten (zumindest nachts) und landschaftlichen schönsten Kolumbiens gehört – und weil der Fahrer zu begeistert war, ein paar Gringos mit an Bord zu haben, bekamen Oli und ich die Panoramaplätze vorne im Minibus neben ihm. Jedes hübsche Mädel wurde mit seiner neusten Errungenschaft (eine Hupe, die Kuhgeräusche von sich gab) angehupt und gleichzeitig auf uns gezeigt. :) Neben ein paar Army-Checkpoints mit Bus- und Personendurchsuchung, kamen wir am Nachmittag in Popayan an, und da wir letztes Mal im Hosteltrail Guesthouse nicht wirklich so zufrieden waren, versuchten wir es dieses Mal im Parklife Hostel, direkt am El Parque (Hauptplatz) und geleitet von Borja, einem Spanier wie er im Buche steht.

Colombia - Popayan: biking

Colombia – Popayan: biking

Wir hatten noch zwei lustige Tage in Popayan (Downhill-Biking inklusive Thermalquellen) bevor es, diesmal unvermeidlich, getrennte Wege ging. Niko & Oli richtung Süden nach Quito, wo sie ein paar Tage später spontan auf die Gelapagos-Inseln fliegen wollte (die ich mal wieder dummerweise links liegen gelassen hatte), und ich nach einer weiteren Nacht bei Borja richtung Cali, Stadt des Salsas. Niko und ich hatten es deutlich läger miteinander ausgehalten als am Anfang erwartet und ich muß sagen, rückwirkend betrachtend hatten wir eine verdammt coole und lustige Zeit und ergänzten uns mehr als nur gut. Auch Oli, der zum Ende hin noch ein paar Tage hinzustieß, ist ein mehr als nur lustiger Zeitgenosse, der die Runde nochmal in einer würdigen Weise erweitert hat. Danke Jungs – wir sehen uns wieder in Paderborn, am See oder sonstwo!!

Gallery (all great photos) – Colombia – Bogota
Gallery (all great photos) – Colombia – San Augustin & Popayan

Cali, Buga, San Cipriano & Salento – Kolumbien (2-9. März 2012):

Colombia - Cali: Zoológico de Cali

Colombia – Cali: Zoológico de Cali

Cali (vollstaendiger Name Santiago de Cali), immerhin mit rund 2 Millionen Einwohnern drittgrößte Stadt Kolumbiens, ist sicherlich auch durch seine Lage auf “nur” 1.000m Höhe schon bedeutend wärmer als alles bisher Erlebte. Und feuchter. Die Luftfeuchtigkeit war das erste, das nicht besondere Hostel Iguana das zweite, und die restliche Stadt das dritte, was mir eigentlich nicht gefiel. Kurzum, die selbsternannte Hauptstadt des Salsa, kann man getrost in der Pfeife rauchen. Das einzige, was positiv hervorstach war der Zoo und Doro, ein deutsches Mädel aus meinem Dormitorio. Die Kombination dieser beiden Komponenten am zweiten Tag machte Cali dann doch noch zu einer netten kurzen Zwischensstation – und Doro hatte sogar noch mehr im Kopf.

Colombia - Buga: The Crucifix of Buga

Colombia – Buga: The Crucifix of Buga

Sie wollte am nächsten Tag nach Buga, einer 400-jährige Stadt in der Region Valle del Cauca, mehr oder weniger in der Mitte von Cali und der nördlich davon gelegenen Kaffeezone (Armenia, Pereira, Manizales). Buga selbst ist durch seine Basílica del Señor de los Milagros bekannt, einer Kirche mit heiligen Kruzifix, welches die Stadt im Nuh zur Nummer 1 der kolumbianischen Wallfahrtsorte gemacht hat. Bei Besichtigung des Kreuzes wird man touristisch professionellst abgefertigt – trotzdem braucht alles seine Zeit, was hauptsächlich dem geschuldet ist, dass viele Besucher auf den Knien durchrobben, sobald sie dem Kreuz gefährlich nahekommen. Die katholischen Missionare haben auf diesem Kontinent einfach beste Arbeit geleistet und während auf meinem Heimatkontinent langsam aber sicher alles auseinanderbröckelt, ist hier noch alles in Butter – zumindest was die extreme Gläubigkeit angeht. Buga mit seinem Extremstwandergläubigen sollte allerdings nur als Ausgangspunkt für ein anderes Ziel dienen – Cordoba und San Cipriano.

Colombia - San Cipriano: just one way... ;)

Colombia – San Cipriano: just one way… ;)

Diese kleinen Dörfer lagen nahe der einzigen Strasse die in Kolumbien an den Pazifik führen. Am Ende dieser Strasse liegt Buenaventura, der einzig pazifische Hafen Kolumbiens und aufgrund Drogen- und Menschenschmuggels kein Ort, an den sich viele Reisende verirren. Aber Cordoba und San Cipriano bieten ein paar lustige Attraktionen, allen voran eine ausrangierte Gleisstrecke, der beide Orte verbindet und von Holzwägelchen befahren wird, die mit darauf befestigen Motorädern angetrieben werden. Leider hat die alte Eisenbahngesellschaft nur eine Strecke hinterlassen und so muss bei Gegenverkehr immer eine Seite absteigen und den Wagen von den Gleisen heben – meistens die, die uncooler und leiser mit dem Fluchen sind.Am Ende der Strecke erwartete uns dann San Cipriano, in Kombination mit Sonnenschein ein kleines Naturparadies mit klaren Flüssen, auf denen man sich mit Reifen flussabwärts treiben lassen kann. Nicht aber wenn man eh schon spät dran ist (nachmittags), die Regenzeit ausser Acht gelassen hat und gleichzeitig auch noch die nötige Ausrüstung im Hostel in Buga liegt. Doro und ich – zwei Vollprofis halt. Alternativprogramm: völlig durchnässt an irgendeinem Unterstand zum Aufwärmen Bier trinken. Und gleichzeitig sich keine Sorgen machen zwecks der notwendigen Rückfahrt – denn die Busse fahren ja bis 18 Uhr Abends. Zumindest wenn sie überhaupt und wenn dann nicht bereits voll aus Buenaventura kommen und einfach vorbeidüsen. Die Dunkelheit kam, die Busse nicht, eine leichte Panik dafür die sich mit den Minuten in leichte Angst wandelte. Vor allem als feststand, dass wir nach Buenaventura reinfahren mussten, um unsere Chancen für eine Rückfahrt nah Buga von 0% auf unbekannt zu erhöhen. Das Besatzung des Kombis ermutigte uns auf typische kolumbianische Weise: sie zählte uns erstmal auf wie gefährlich ihr Land eigentlich ist bevor sie uns an einer Kreuzung rausschmiss wo man gute Chancen auf Expressbusse haben sollte. Weit gefehlt, hier gab es nur zwielichtige Typen, die Privattransporte anboten. Mit viel Handeln schafften wir es für 100.000 Pesos (~50 US$) zurück nach Buga – hauptsache irgendwie weg. Allerdings reichlich durchgefroren und leicht panisch noch am nächsten Tag, der uns über einmal Umsteigen in Armenia in die etwas gechilltere Gegend der kolumbianischen Kaffeezone brachte – Salento…

Colombia - Salento: all versions of a coffee bean

Colombia – Salento: all versions of a coffee bean

Salento liegt gerade mal 40min von Armenia entfernt und gilt als eines der schönsten Dörfer Kolumbiens. Durch eine koloniale Architektur, entspanntes Klima und nette Bewohner hat es sich diesen Ruf in den letzten Jahrzenten erarbeitet, gepusht in den letzten Jahren nochmal durch ein paar Ausländer, die exzellente Hostels eröffnet haben (warum eigentlich immer die Ausländer?!!). Tim, ein britischer Staatsman eröffnete vor vielen Jahren The Plantation House, eine erst kürzlich durch die Erfolgswelle erweiterte alte Kaffefinka. Ein amerikanischer Gegenpart hat am Stadtrand die Unterkunft La Serena aufgebaut, eine wunderschöne ökofarm, und ein Holländer hat erst kürzlich das brandneue Tralala-Hostel eröffnet. Eine hohe Wohlfühldichte also – wir landeten im The Plantation House. Zwei Nächte waren eingeplant, es wurden aber mal wieder natürlich mehr. Das lag zum einem an oben erwähntem Chillfaktor in diesem richtig netten Dörfchen (viele nette kleine Restaurants und Cafés), und zum anderen an der fantastischen Natur ringsherum.

Colombia - Salento: Cocora Valley with its famous wax palms

Colombia – Salento: Cocora Valley with its famous wax palms

Der obligatorische Besuch der alten Kaffeefinka um endlich einmal für einen Nichtkaffeetrinker wie mich den Anbau- und Verarbeitungsprozess zu verstehen, sowie Ausflüge ins Valle de Cocora um viele der majestätischen Wachspalmen zu bewundern (immerhin der Nationalbaum Kolumbiens) – ich hatte mein wahres Kolumbiens entdeckt, ein Kolumbien welches so schon lange und warum auch immer in meinen Kopf war. Die nette Atmosphäre durch fantastische Mitreisende, wie den Deutschen Feli & Matthias, der Finnin Pia, sowieso Doro, aber auch dem australischen Speakeasy-Inhaber Dave (der tollsten Kommunen-Kneipe seit Beginn meiner Reise), kreierten ein 5-Tage-Wohlfühlprogramm, welches ich noch sehr lange in positivster Erinnerung behalten werde und welches es nicht einfach machte, weiter nach Medellin durchzustarten.

Gallery (all great photos) – Colombia – Cali, Buga & San Cipriano
Gallery (all great photos) – Colombia – Salento

Medellin & Santa Fe de Antioquia, San Gil & Barichara – Kolumbien (9-17. März 2012):

Colombia - Medellin: Santo Domingo viewpoint

Colombia – Medellin: Santo Domingo viewpoint

Doch schon im Bus wurde es recht lustig – ich war von drei Holländern umgeben, einer von ihnen Erik und angenehmer Zeitgenosse. Zusammen drückten wir den Preis für die Strecke Pereira nach Medellin (mit mehreren Personen reist es sich immer billiger in Kolumbien) und 6h später schwebten wir in Kolumbiens zweitgrösster Metropole (immerhin 2,2 Millionen Einwohner) am Südterminal ein. Keine andere Stadt trägt übrigens so viele andere Bezeichnungen wie Medellin (kolumbianisch einheimisch gesprochen: Medeschin) – Capital de la Montana (Hauptstadt der Berge, weil 1.500m hoch im Áburra-Tal, eine mittleren Bergzug der Anden gelegen), Capital de las Flores (Hauptstadt der Blumen, da viele Gartenanlagen, Blumen und Orchideen das Stadtbild prägen), Capital de la Eterna Primavera (Hauptstadt des ewigen Frühlings, da es immer Temperaturen zwischen 16 und 30 Grad Celsius hat) oder einfach Bella Villa. :) Im modernen und recht wohlhabenden Stadtteil Poblada checkte ich im Black Sheep Hostel ein – dem Namen nach nicht schwer zu erkennen, dass es neuseeländisch geführt wird. Genauso wie übrigens das beliebte Casa Kiwi nebenan – die Neuseeländer scheinen Medellin zu mögen. :) 5 Tage in dieser supermodernen Stadt waren geprägt vom heimischen und seit 1993 toten Pablo Escobar (einer der mächtigsten, brutalsten und rücksichtlosesten Drogenhändler, die die Welt jeh gesehen hat – hochspannende und für Medellin noch heute prägende Geschichte) und den jetztigen um ihn drehenden Touren, Zona Rosa (die typische Partyausgehmeile einer jeden kolumbianischen Stadt), Fútbol (Lokalderby im Gästeblock mit Auswärtssieg und anschliessenden toten Fans und Feuerwerksbeschuss der Metro), Salsa Nights mit Livemusik (und Tanzauffrischung mit Feli und Holly) Santa Fé de Antioquia (kolonialer Tagesausflug mit dem 60-jährigen Deutsch-Tunesier Habib, Stefan und Erik), Zahnarztbesuch (in der hochmodernen und spottbilligen Artica Dental Clinic und mit dem supernetten und hochkompetenten Juan Carlos Mejia) und einfach Sightseeing (Santa Domingo, Universidad, Botanische Gärten, Parque Barrío & Bolivar, Botero-Skulpturen). Und schwupps gings weiter per 11h-Nachtbus in die kolumbianische Abenteuersport-Hauptstadt San Gil, welches meine letzte Zwischenstation vor der Karibikküste sein sollte.

Colombia - San Gil: our rafting team

Colombia – San Gil: our rafting team

Von  San Gil, einem kleinen 45.000 Einwohner zählenden Städtchen 300km östlich von Medellin und 300km nördlich von Bogotá, hatte ich schon einiges positives vernommen – nicht wegen seiner Schönheit sondern eher wegen seines Angebots an Outdoor- und Extremsportarten. Rafting, Caving, Kayaking, Paragliding und auch Hiking – es gab einiges im Angebot und nachdem ich im unterkühlten Gefrierexpress von Bolivariano natürlich kein Auge zu machen konnte und komplett übermüdet in aller Frühe ankam, schlug mir Sam von Sam’s VIP Hostel erstmal zum Aufwachen eine 4-stündige Rafting Tour auf dem Río Súarez vor. Gesagt getan! Und nach vielen 3er und noch mehr 4er Rapids (Stromschnellen) war genügend Adrenalin in mir, dass ich bis in die Nacht kein Auge mehr zumachte.  Am nächsten Tag ging es mit der am Abend zuvor kennengelernten italienischen Hilda ins 30km entfernte Barichara, wo mir den Camino Real bis nach Guane liefen, einen recht gemütlichen historischen Wanderweg, der die beiden Ortschaften schon seit Ewigkeiten verbindet. In Guane gab es zur erfolgreichen Wanderbelohnung die regional typische Cabra (Ziege) und Pepitorra (irgendein Mix aus Innereien und Ziege – hartes Zeug!) und schon waren wir wieder in San Gil, wo Abends grundsätzlich ein Besuch von Sam’s Bar (Sam expandiert kräftig im Ort) und/oder Gringo Mike’s anstand. Gleichzeitig bestaunten wir die Parade und Konzerte vom 323. Geburstag der Stadt, und durch den ganzen Trubel wühlte ich mich am Abend mit meinen beiden Rucksäcken, um den genauso unterkühlten Brasilia-Bus in den Norden zu erwischen, denn ich wollte verdammt nochmal endlich an die Karibik – zum ersten Mal in meinem Leben…

Gallery (all great photos) – Colombia – Medellin & Santa Fe
Gallery (all great photos) – Colombia – San Gil & Barichara 

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